Wende

Ob Du eine Wende mit dem 49er Skiff fährst oder der 12 Meter Kielyacht, die Unterschiede sind groß. Deshalb geht es von hier aus zu den einzelnen Bootstypen und bei den Playbooks findet sich die Wende mit dem kleinen Kielboot oder der 8 Mann Crew vom 40 Füßer auch wieder.

Je nach dem, welcher Jollentyp es ist, ob Ausbildungs- oder Gleitjolle, ist der Gewichtstrimm in der Wende ein ganz wichtiger Faktor. Auf einem Laser wird schnell klar, was ich damit meine. Wenn der Steuermann wie auf dem Laser alleine ist, gibt es auch keine weiteren Segler, die das Gewicht ausgleichen. Ein zu frühes wechseln der Seite führt bei stärkerem Wind unweigerlich zu einer Kenterung. Das ist der Laser: Er bestraft fast jeden Fehler mit dem Test der Wassertemperatur, die Lernkurve geht aber auch steil nach oben.

VisionWendeabschluss
BadezeitL4000
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Um einen Test der Wassertemperatur wie auf den Bildern zu verhindern, ist der richtige Umgang mit dem Pinnenausleger ganz wichtig. Wer den Pinnenausleger in der Wende richtig benutzt, wird aus der Bootsdrehung eine Wende machen können. Zum Thema Wende oder Bootsdrehung habe ich für das Online Magazin Float eine Serie geschrieben. Den Text und die Bilder dazu findest Du hier: https://floatmagazin.de/leute/drehen-oder-wenden-teil-2/

 

Der Pinnenausleger

Ein Boot mit Pinnensteuerung kann mit einem Pinnenausleger fast immer deutlich besser gesteuert und vor allem gewendet und gehalst werden. Dabei ist nicht so sehr die Länge des Pinnenauslegers maßgeblich, sondern das richtige Timing und eine optimierte Bewegungsabfolge.

Der verlängerte Arm

Die Länge des Pinnenauslegers ergibt sich aus der Sitzposition des Steuermanns. Boote älteren Baujahres mit schmalem Heck – wie H-Boote, Drachen, Folkeboote und einige Regatta-Jollen – benötigen einen eher langen Pinnenausleger: Weil das Heck schmal ist, muss der Oberkörper des Steuermanns weit nach außen verlagert werden, um die Fock mit ihren Steuerfäden im Blick behalten zu können. Entsprechend größer wird der Abstand zur Pinne und entsprechend länger muss der Pinnenausleger sein.

Den Pinnenausleger richtig halten

Die ergonomisch beste Haltung für das Steuern mit Pinnenausleger ist folgende: Der Oberarm wird seitlich neben dem Oberkörper abwärts gehalten und der Unterarm mit der Hand, die das Ende des Auslegers greift, etwa um 100 Grad angewinkelt.

SegelberaterDie ideale Armhaltung beim Steuern mit Pinnenausleger © Kerstin Zillmer

So kann locker aus dem Unterarm gesteuert werden und man vermeidet den anstrengenden Fehler, aus dem Körper heraus zu steuern. Der Pinnenausleger bleibt dabei immer leicht vor dem Körper. Bei dieser Haltung dreht sich der Oberkörper automatisch etwas in Fahrtrichtung.

Eine Wende fahren

SegelberaterDie Wende einleiten und dann langsam...

Segelberater...und konzentriert ausführen. © Kerstin Zillmer

Um eine Wende zu fahren, müssen wir nun der Windstärke entsprechend die Drehung einleiten. Dafür drücken wir die Pinne mit Hilfe des Pinnenauslegers vom Körper weg – dies lieber etwas zu langsam, als zu schnell. Und dann warten wir laaaange, lange mit dem Seitenwechsel.
Der Seitenwechsel des Steuermanns sollte eine fließende Bewegung gegenläufig zur Bewegung des Großbaums sein. Wenn der Großbaum die Mittschifflinie passiert hat, ist dahinter genügend Platz für den Steuermann, um die Seite zu wechseln, ohne sich unter dem Baum durchwinden zu müssen.
Die Pinne sollte im Verlauf des Wendemanövers nicht weiter eingeschlagen werden, als unbedingt nötig. Denn je mehr und je länger das Ruder quer steht, desto stärker verlangsamt sich die Fahrt.
Sobald der Großbaum die Mittschifflinie passiert hat, ist ausreichend Platz, um auch einen langen Pinnenausleger nach oben zu klappen und – am besten mit leichter Neigung nach vorn – zur neuen Seite zu schwenken.

alternativetextNach dem Seitenwechsel © Kerstin Zillmer

Dabei folgt der Steuermann dem Pinnenausleger. Ganz wichtig: Der Pinnenausleger bleibt in der alten Steuerhand, bis das Boot wieder sauber auf dem neuen Am-Wind-Kurs angekommen ist – im Idealfall auch noch ein wenig länger.

Augen nach vorn

Denn es stellt gar kein Problem dar, beim Steuern den Ausleger für eine Weile hinter dem Körper zu halten. Dabei sollte der Oberkörper etwas in Fahrtrichtung gedreht sein, um die Steuerfäden im Blick behalten zu können. Der Pinnenausleger bildet etwa einen 90-Grad-Winkel zur Pinne. Daraus ergibt sich fast automatisch die ideale Sitzposition: nicht nur zum Steuern, sondern auch für den Längs-Gewichtstrimm:

SegelberaterUmgreifen, ohne hinzusehen © Kerstin Zillmer

Wenn das Boot nach der Wende auf den gewünschten Kurs eingeschlagen hat, muss der Pinnenausleger zurück vor den Körper. Das funktioniert auch, ohne dass man hinschaut: Der Handrücken der freien Hand ertastet den Ausleger – wie im Bild zu sehen. Dann greift man um und führt den Pinnenausleger nach oben und vor den Körper, ohne dabei die Pinne selbst zu bewegen. So bleibt das Boot exakt auf Kurs und die Augen bleiben nach vorn gerichtet.

Mit der beschriebenen Technik kriegt man auf fast allen Booten mit Pinnensteuerung eine kontrollierte Wende hin – ohne sich zu verheddern, mitten im Manöver zu „verhungern“ oder das Boot nach der Wende zu übersteuern.

Wende kleines Kielboot

Die Wende ist eines der Grundmanöver und doch immer wieder zu optimieren. Wer sitzt an welcher Stelle auf der Kante? Wer lößt die Fockschot in Lee, wer zieht in Luv und wer kurbelt? Wird die Großschot in der Wende nochmal richtig dicht gezogen oder lieber fieren und das Boot aufrecht fahren? Wo geht der Pinnenausleger entlang??? Alles Fragen, die sich der Segler bei der Wende auf dem kleines Kielboot immer wieder stellt.

Deshalb habe ich das Playbook Wende kleines Kielboot geschrieben. Darauf ist der Ablauf in der Wende zu sehen. Ausgehend von vier Seglern, zwei Vorschotern, Großtrimmer und Steuermann. Ganz bewußt lege ich immer wieder viel Wert darauf, das der Steuermann "nur" steuert und nicht auch noch die Großschot bedient, bzw. dann nicht bedient, weil das Steuern schon viel Aufmerksamkeit benötigt.

V2 Feintrimm

V1 Ben Hur

GroßTrimm

Steuer

Kante Kante Trimmt das Großsegel „WENDE“
Zur Lee-Winsch und vorbereiten.Beide Schoten Ben Hur Evtl. etwas auffieren wegen Lee-Krängung Kurs halten

„1“

Zur Winsch Alte Schot los wenn Boot in die Wende dreht (Lassoschlag) Großsegel trimmen.        „2“
kurbeln und Feintrimm Neue Schot abziehen wenn Boot in die Wende dreht Seitenwechsel        „go“das Boot dreht
Luvschot Doublecheck Kante

 

Neue Luvschot vorbereiten        Kante Großsegel trimmen

 

Nach Fäden steuern, wie immer

 

Keine Sorge, die Wende auf beiden Booten war noch rechtzeitig und so sieht diese Situation nur auf dem Foto so aus, als wenn es zu einem Zusammenstoß kommen würde.

Die Jantar 26, das kleine Kielboot vom Foto ist sehr dynamisch und wendig. So ist die Wende kleines Kielboot ganz einfach.

Die Wende und natürlich noch viele andere Manöver, dazu Trimm von Rigg und Segeln und das Segeln mit Gennaker sind dann auch Inhalt in der MasterClass auf Mallorca.

wf D1

Wende auf der Kielyacht

Hier ist das Playbook für die Wende Kielyacht mit 12 Metern und 10 Positionen. Es geht auch mit mehr oder weniger Händen. Dann hat z. B. der Vorschiffmann keinen Mastmann oder es gibt nur einen V1 und der Pitmann ist V2. Steuermann und Taktiker gleichzeitig ist keine gute Idee. 2 V-Leute sollten es für eine ordentliche Wende aber immer sein.

Die Wende wird weiterhin vom Steuermann angesagt, nur der Zeitpunkt für die Wende kommt in Absprache vom Taktiker mit dem Super Visor. Das gilt auch für die anderen Manöver.

8Steuer

mann

1Vorschiff 2Mast 3Pit

Platoon -Führer

 

4Vorschoter 3

Kurbelt

Downfucker

5Vorschoter 2

Luv trimm

Spi-Achterholer

6Vorschoter 1  Platoon-Führer

Spi-Schot

7Groß

Trimmer

 

9Skipper

Super Visor

 

10Taktiker

Navigator

Co-Skipper

„ Wende“ Dies ist nur die Ankündigung für das gleich folgende Manöver. Es gibt noch keinen Grund, sich zu bewegen, Füße rein zu nehmen, oder ähnliches. Die Ansage erfolgt in Absprache mit dem Taktiker oder Skipper / Super Visor.  Der Super Visor sollte kurz schauen, ob alle an Bord das Kommando gehört haben.Eine Rückmeldung wie „ist klar“ ist unnötig, da wir im Regatta Modus immer klar zur Wende sind und beim Cruisen nur die Zeiträume zwischen den einzelnen Zeilen / Schritten größer sind

 

Jetzt anfangen zu zählen

„1“ Füße bleiben draußen Füße bleiben draußen Fockfall

Fallkontrolle

 

 

Fall vorbereiten Kurbel aufstecken

 

Evtl. Nachkurbeln

 

 

Kante

Zur Winsch Evtl. Fieren und / oderGroßschot-Traveller bedienen  

 

   „2“ Oberkörper rein Oberkörper rein Zur WinschKurbel vorbereiten Zur Winsch Lee- Schot vorbereiten
   „go“Fock fällt ein Seitenwechsel Seitenwechsel Kurbelt Winsch.

Übernimmt Fockschot

Selftailer

Feintrimm

Holt dicht, dabei zur Luv Seite wechseln.

Übergabe

Schmeißt los Kinkenkontrolle

neue Schot vorbereiten

Auf neuem Bug Schürzedanach Kante Kante Kante  Kante

Doublecheck

Kante

Das zählen wird häufig rückwärts gemacht. Das ist Geschmacksache und muss nur einmal vom Skipper angesagt werden.

Auf jeden Fall soll beim Zählen auch schon etwas passieren und nicht zwischen Wende und Start der Action eine Pause sein, in der jemand von 3 auf 1 runter zählt.

Bei mir ist die Idee, gleich den entsprechenden Vorschoter an zu sprechen, der dann in Action kommt.

Wende gilt also für alle aber es bewegt sich noch niemand von der Kante weg.

Bei 1 läuft der Vorschoter 1 auf die Leeseite und bereitet sich vor.

Bei 2 kommt der Vorschoter 2 auf seine Position und dann geht es schon los.

Hier ein Video einer 12 Meter Kielyacht, die in etwa so wendet, wie im Playbook oben beschrieben ist.